Konzept

Was uns wichtig ist...

Ein Freiwilligendienst ist für uns eine besondere Chance des Lernens. Er ist sowohl Bildungs-, als auch Orientierungsjahr. 

Um dies zu verdeutlichen, haben wir in unserem Konzept als Grundlage für unsere Arbeit vier Bildungsziele eines Freiwilligendienstes für euch formuliert:

Persönlichkeitsentwicklung und soziales Lernen

Wir verstehen Bildung als einen lebenslangen Prozess des Sich-Bildens. Die meisten unserer Freiwilli­gen kommen direkt von der Schule, in der sie formale Bildung erfahren haben, die durch Wissensvermittlung und Leistungsorientierung gekennzeichnet ist. Im Freiwilligendienst ergeben sich weitere Bildungschancen. Die Freiwilligen erfahren in dieser Zeit, nicht nur das Lernen mit dem Kopf, sondern auch mit Herz und Hand. 

Als Träger der Freiwilligendienste möchten wir das Ziel unserer Bildungsarbeit vor allem auf die För­derung der Persönlichkeitsentwicklung legen, insbesondere auf die:

  • Förderung von sozialen Kompetenzen wie Teamfähigkeit, Kooperationsbereitschaft, Kommuni­kationsfähigkeit, Konfliktmanagement, Empathie, Kritikfähigkeit und Ausdrucks­fähigkeit.
  • Förderung von Selbstkompetenzen wie Selbstmanagement, Selbstorganisation, Zeitmanage­ment, Reflexionsfähigkeit, Lern- und Leistungsbereitschaft, Sorgfalt, Verantwortungsbe­wusstsein, Flexibilität, Entscheidungsfähigkeit und Aufbau eines positiven Selbstbildes.
  • Förderungen von Handlungskompetenzen wie Fachwissen, das Verstehen von gesellschaft­lichen und politischen Zusammenhängen, Möglichkeiten der Interessensvertretung und Mit­bestimmung.

Politische und interkulturelle Bildung

Während ihres Freiwilligendienstes werden junge Menschen auf eine Art und Weise zum Aktivwerden ermutigt, wie klassische Bildungsinstitutionen es kaum leisten können. Anders als in der Schule, kommen die Freiwilligen während der Arbeit und der Bildungsseminaren mit Menschen in Kontakt, die womöglich einem völlig anderen Umfeld entstammen, als sie selbst oder sich einfach in einer gänzlich anderen Lebenssituation befinden.

Dies erachten wir als wertvolle Möglichkeit den Blick für gesamtgesellschaftliche und politische Prozesse zu schärfen.

Wir wollen Gesellschaft kritisch beurteilen und eine menschenwürdige Welt mitgestalten. Dazu setzen wir uns für Friede, Gerechtig­keit, Solidarität und die Bewahrung der Schöpfung ein.

Dieses Engagement mündet in einer kritisch-emanzipatorischen Grundhaltung unserer Bildungs­arbeit, die die Freiwilligen in ihrer Mündigkeit und Selbstbestimmung stärken soll. Durch das persön­liche Engagement der Freiwilligen und die Konfrontation mit sozialen Gesellschaftsfragen in den Ein­satzstellen, reflektieren sie soziale Verhältnisse und entwickeln ein politisches Bewusstsein.

In unseren Seminaren möchten wir durch politische und (inter)kulturelle Bildung das Interesse an gesellschaftlichen und politischen Zusammenhängen wecken und Engagement fördern.

Religiöse Bildung

Grundlage unserer Bildungsarbeit ist das christliche Menschenbild und die daraus abgeleiteten Grundwerte.

Die Freiwilligen kommen mit unterschiedlichen Glaubensüberzeugungen zu uns: zweifelnd, traditio­nell geprägt, suchend, überschwänglich…

Auf den Seminaren ist stets die Gelegenheit gegeben, den eigenen Glauben und die eigene Religion zu thematisieren. Da in einer Seminargruppe unterschiedliche Religionen und Meinungen aufeinan­der treffen, wird der Austausch gefördert und zum Verständnis anderer Sichtweisen beigetragen. Eine besondere Chance stellt die Begegnung mit Freiwilligen dar, die konfessionslos sind, einer ande­ren Religion angehören oder atheistisch sind.

Durch spirituelle Impulse und Angebote zur religiösen Bildung möchten wir die Suche nach Glaubens- und Gotteserfahrungen ermöglichen und Freiwillige in ihrer religiösen Mündigkeit fördern und zu religiöser Selbstbestimmung ermutigen.

Berufliche Orientierung / Zukunftsorientierung

Die Berufsorientierung ist eine wichtige biografische Aufgabe im Leben junger Menschen. Viele junge Menschen entscheiden sich nach der Schule ganz bewusst für einen Freiwilligendienst, um sich beruflich zu orientieren und erste Erfahrungen zu sammeln.

In ihrer Einsatzstelle lernen sie verschiedene Berufsbilder kenn, schnuppern erste „Berufspraxis“ und erleben Arbeitsfelder im sozialen und kirchlichen Bereich.

Wir verstehen Berufsorientierung als einen individuellen Lernprozess, der grundsätzlich drei Aufgaben umfasst:

  • Die Reflektion der eigenen Person, der eigene Interessen, Wünschen und Kompetenzen,
  • die Auseinandersetzung mit den jeweils aktuellen Anforderungen der Arbeitsmärkte und der Gesellschaft,
  • die immer wieder neue Abstimmung der eigenen Voraussetzungen mit den aktuellen exter­nen Anforderungen.

 

Häufig findet während des Freiwilligendienstes eine berufliche Erst- und Neuorientierung statt. Viele Freiwillige entscheiden sich im Anschluss an den Freiwilligendienst für eine Ausbildung oder ein Stu­dium im sozialen oder pädagogischen Bereich. Manche entscheiden sich auch bewusst dagegen.

In der pädagogischen Begleitung und in der Seminararbeit möchten wir die Freiwilligen bei der beruflichen Orientierung unterstützen, indem wir dazu anregen,

  • sich mit anderen Freiwilligen über die verschiedenen Arbeitsfelder auszutauschen und so neue Berufe kennenzulernen (z.B. in den Montagsgruppen),
  • sich über Ausbildungs- und Studiengänge und jeweilige Bewerbungsverfahren zu informieren (z.B. Exkursionen, Job-Café, Workshops),
  • individuelle Beratungsangebote der zuständigen Referentin zu nutzen (z. B. Sprechstunden).

Die Bildungsarbeit auf den Seminaren kann nicht losgelöst von der Arbeit in der Einsatzstelle gesehen werden. Sie ist ein Zusammenspiel von praktischen Erfahrungen in der Einsatzstelle, eine an Lern­zielen orientierte fachliche Anleitung der Freiwilligen durch die Einsatzstelle und eine individuelle Begleitung durch den BDKJ Fulda außerhalb der Seminararbeit.