Erfahrungsberichte zu den Freiwilligendiensten im Bistum Fulda

Du hast Lust dich sozial zu engagieren, neue Leute zu treffen und ganz nebenbei über spannende Themen zu sprechen? Vielleicht ist ein Freiwilliges Soziales Jahr etwas für dich.

Wir, die Seminargruppe 1 2023/24 möchten euch einen Einblick in unsere Seminararbeit geben. In unserer 3. Seminarwoche haben wir uns mit der Thematik des Antisemitismus und genereller Diskriminierung auseinander gesetzt. Doch wie sieht der Umgang mit solchen Themen in Form eines Seminars überhaupt aus?

Unsere Woche begann mit einer Einheit zum Thema „Was sind Privilegien und Vorurteile?“. In dieser Einheit konnten wir zunächst eigene Erfahrungen in der Gruppe teilen und durch ein Rollenspiel erfahren wie das Thema möglicherweise von anderen Menschen gesehen wird. In weiteren Einheiten haben wir über das jüdische Leben heute recherchiert und dabei viel Neues erfahren und vor allem gemerkt, dass wir uns bis dato wenig mit diesem Thema auseinandergesetzt haben. Außerdem kommen natürlich auch Gruppenaktivitäten, wie z.B. Einheiten zu Erlebnispädagogik nicht zu kurz.

Doch wie ist es denn jetzt eigentlich möglich sich auch mit schwierigen Themen, wie dem Antisemitismus innerhalb der Seminare zu beschäftigen?

Zunächst müssen natürlich Fakten zum Thema zusammen erarbeitet werden, um alle auf den gleichen Stand zu bringen. Auch Kurzfilme und die Beschäftigung mit Beiträgen jüdischer Künstler haben uns geholfen besser zu verstehen, was Antisemitismus für jüdische Mitbürger heute bedeutet.

Auch die Geschichte des Antisemitismus muss in diesem Zuge thematisiert werden. Deshalb haben wir uns an unserem vierten Seminartag mit Fakten zur NS-Zeit auseinandergesetzt und konnten vieles über das damalige, aber auch heutige Leben von Juden und Jüdinnen im Rahmen einer Exkursion in Fulda erfahren.

Abschließend bleibt uns zu sagen, dass Seminararbeit Raum bietet, sich mit vielen Themen zu befassen und dich mit dir selbst und anderen intensiv auseinanderzusetzen.

Liebe Leser:innen, liebe zukünftige Freiwillige,

einigen von euch stellt sich vermutlich aktuell die Frage: „Was mache ich nach dem Abschluss? Wie geht es für mich weiter?“. Auch ich kenne diese Situation und habe mir diese Fragen gestellt.

Mein Name ist Claudia Schulz, ich bin 20 Jahre alt und ich habe im vergangenen Jahr mein Abitur gemacht. Aufgrund von Corona stand für mich danach sofort fest: Ein Studium kommt, der aktuellen Situation geschuldet, noch nicht in Frage.

Daher entschied ich mich, einen Freiwilligendienst zu absolvieren, von welchem ich von Freunden und Bekannten nur positive Erfahrungen berichtet bekommen habe. Ich bewarb mich beim BDKJ Fulda und freute mich umso mehr, als mir meine Stelle angeboten wurde.

Ich selbst leiste meinen Dienst in der Kinder- und Jugendpsychatrie (KJP) im Herz Jesu Krankenhaus Fulda und bin mehr als zufrieden. Diese Stelle hat mir unheimlich weitergeholfen, da ich mir über meinen weiteren Werdegang klar werden konnte.

Mein Interesse an dem psychiatrischen Bereich besteht schon seit einigen Jahren. Allerdings kam es für mich nicht infrage, direkt ein Studium in diesem Bereich zu beginnen, ohne zu wissen, ob ich den Herausforderungen dort gewachsen bin.

Direkt vorab kann ich sagen, dass es kein einfacher Bereich ist. Man macht viele Erfahrungen, die einem selbst im Alltag nicht über den Weg laufen und wird mit Situationen konfrontiert, mit denen man erst umzugehen lernen muss. Daher war von Anfang an die Kommunikation mit den Kolleg:innen für mich sehr wichtig, um für mich herauszufinden, was ich kann und wo meine Grenzen sind.

In den vergangenen Monaten habe ich unheimlich viel über den psychiatrischen Bereich, über Menschen und auch über mich selbst lernen können. Zu Beginn war es schwer, Zugang zu den Kindern und Jugendlichen zu erhalten, doch je länger ich dort war, desto mehr begannen sie, mir zu vertrauen.

Auch ich wusste erst nach längerer Zeit mit einigen Situationen besser umzugehen, da es Zeit verlangte, das gesamte Konzept der KJP zu verinnerlichen und anzuwenden. Daher ist der direkte Kontakt zu den Patient:innen für mich das Wertvollste und ich bin dankbar für das dahinterstehende Team, welches mich wirklich toll aufgenommen hat, mich unterstützt und mir jeden Tag aufs Neue ermöglicht, das Gelernte anzuwenden.

Allerdings habe ich nicht nur Unterstützung im Team der KJP gefunden, sondern auch im Team des BDKJ. Im Freiwilligendienst gibt es, zusätzlich zur Arbeit in der Einsatzstelle, Seminare, die absolviert werden. Diese Seminare behandeln unterschiedliche Themen im Bereich Bildung, die wir Freiwilligen teilweise selbst wählen können.

Bei einem 12 monatigen Dienst absolviert man 5 Seminare. Pro Seminar verbringt man jeweils eine Woche mit dem pädagogischen Team und den anderen Freiwilligen- eine wirklich schöne Zeit. Leider hatten wir durch Corona nicht so viel Glück und mussten die Mehrheit der Seminare online abhalten, was ich sehr bedauere. Die Seminare sind immer mit viel Mühe gestaltet und man lernt auch dort viel über sich selbst und andere.

Zusätzlich kann ich sagen, dass die Seminarwochen immer eine schöne Abwechslung zum Arbeitsalltag sind, da man dort die Möglichkeit hat, sich mit anderen Themen zu beschäftigen, wie zum Beispiel mit dem Thema Zukunft.

Für mich stand leider direkt nach dem Abitur nicht konkret fest, welchen Studiengang ich einschlagen werde, da mir die Entscheidung in diesem wirklich vielfältigen Bereich nicht leicht gefallen ist. Mit Hilfe des Freiwilligendienstes und der Seminare, auf denen wir uns wirklich intensiv mit unserer Zukunft auseinandersetzen konnten, kam ich meiner Entscheidung immer näher. Für diejenigen unter euch, denen es ähnlich geht, kann ich ein FSJ nur empfehlen.

Ich bereue meine Entscheidung in keinem Fall und bin froh, dass ich diesen Weg eingeschlagen habe. Ich habe so viele neue, tolle Menschen kennengelernt und habe Erfahrungen gesammelt, die definitiv prägend für meine Zukunft sind. Außerdem bin ich sehr froh, dass ich im Großen und Ganzen viel persönlichen Kontakt zu den Menschen habe, mit denen ich zusammenarbeite, was durch Corona leider nicht immer vorausgesetzt ist.

Die Zeit meines Freiwilligendienstes neigt sich leider dem Ende zu und ich lasse sie mit einem weinenden und einem lachenden Auge hinter mir. Ich habe mich so schnell an den Arbeitsalltag und die Menschen gewöhnt, dass ich all das vermutlich sehr vermissen werde. Allerdings freue ich mich auf das, was jetzt danach auf mich zu kommt, da ich nicht mehr ungewiss über meine Zukunft bin.

Dank der tollen Teams (in der KJP und beim BDKJ), habe ich unheimlich viel Unterstützung und Zuspruch erhalten, was mich in meiner Person sehr gestärkt hat. Daher kann ich es jedem und jeder nur weiterempfehlen, ein FSJ zu absolvieren und die tollen Erfahrungen zu machen, die ich auch machen durfte!

Claudia Schulz

Demijan berichtet von seinem BFD in der Bahnhofsmission Kassel

Mein Name ist Demijan , bin 22 Jahre alt und absolvierte meinen Freiwilligendienst vom Februar bis April des darauffolgenden Jahres- also, mein Freiwilliges Jahr ging von Frühjahr bis Frühjahr. Als ich meinen Freiwilligendienst begann, war mir noch nicht ganz so klar was aus mir werden soll, bzw. werden könnte. Im Gesuch nach einer Beschäftigung nach einem missglückten Studienstart für Lehramt landete ich beim Caritasverband in Kassel. Ich bin sozial veranlagt, das wusste ich, aber ich hatte keine Anhaltspunkte, keine Kontakte und auch keinen Bezug zu sozialen Feldern. Nach einem längeren Gespräch mit einer netten Sozialarbeiterin, welche später meine Chefin werden sollte, reichte ich zeitnah meine Bewerbung für einen Bundesfreiwilligendienst (BFD) in der Bahnhofsmission in Kassel- Wilhelmshöhe ein.

Wo ich zu dem Zeitpunkt an „Bahnhof“ dachte, schwebten mir Begriffe wie Diebstahl, Gewalt, Armut, Drogensucht und Hektik durch meinen Kopf. Ruppige Menschen, Unfreundlichkeit und weitere unschöne Angelegenheiten plagten mich in der Nacht vor meinem ersten Tag. Damit sollte ich aber nur teilweise Recht behalten.

Mein erster Tag war für mich wenig überraschend. Ich kam in die Bahnhofsmission und sah schon die ersten Gäste an den Tischen sitzen. Ich schaute in von jahrelangem Drogenkonsum entstellte Gesichter, zu Gästen, die so eingefallen und deprimiert wirkten, dass man selbst kaum seine frische Laune halten konnte, bis hin zu Menschen, die offenbar einen osteuropäischen Migrationshintergrund haben und wie aus einem Bilderbuch in das gesellschaftlich konstruierte Klischee eines Straftäters passten. Von dem Zeitpunkt war mir klar, dass ich nicht ganz unrecht mit meinen Vorstellungen hatte und meine erste intuitive Handlung war Distanz.
Je länger sich mein Freiwilligendienst zog, desto mehr merkte ich, wie diese Distanz fiel. Ich ertappte mich selbst irgendwann, wie ich auf einen neckischen Kommentar eines Gastes zu meinem Outfit, ebenso reagierte und wir beide lachen mussten. Das Eis war gebrochen.

Zu meinen Aufgaben in der Bahnhofsmission zählten neben dem Abholen der Lebensmittelspenden, der Bewirtschaftung und Beratung der Gäste und kleineren Gesprächen auch der Umgang und die Organisation der Ehrenamtlichen. Ich war mit einem großen Abstand der Jüngste und hatte Angst deswegen nicht ernst genommen zu werden. Diese Kooperation mit den Ehrenamtlichen werde ich niemals vergessen. Menschen, die teilweise noch den zweiten Weltkrieg überlebt haben, engagieren sich trotz körperlicher Gebrechen so aktiv und herzerwärmend, dass sich viele Menschen eine Scheibe abschneiden können.
Im Umgang mit älteren Menschen sollte es mir also nicht mangeln. Gerade, da wir auch Umstiegshilfen im Bahnhof anbieten und Menschen im hohen Alter und/oder mit Behinderungen kostenfrei helfen. Dies geschieht per Anmeldung durch Telefon, E-mail oder auch ganz spontan, wenn man im Bahnhof von einer lieben Omi angesprochen wird.

Mein Freiwilligendienst zog sich weiter und ich schaffte es mittlerweile recht gut Bezüge zu Menschen mit verschiedenster Herkunft, sozialem Stand und Charakter herzustellen. Doch je mehr man in die Welt der Menschen eintaucht, desto tiefer werden die menschlichen und sozialen Abgründe. Mit diesem Wissen fing ich an, die Menschen, die ich an meinem ersten Tag in der BM (Bahnhofsmission) sah, anders zu bewerten. Ich sehe bitterarme Menschen aus Osteuropa, die ihr Land aus Hunger und Mangel an Arbeit verlassen und in Deutschland ihr Glück versuchen, gequält durch ihren „Touristenstatus“ in EU Ländern, ausgeschlossen von jeglichen sozialen Hilfen. Ich sehe Menschen, die nie richtig gelernt haben zu lesen oder zu schreiben und sich jetzt versuchen im bürokratischen Dschungel Deutschlands zurecht zu finden. Ich sehe alte Frauen von 80 Jahren, die schwarz arbeiten, da sie von ihrer Rente nicht leben können. Ich sehe Drogensüchtige, die wie Maschinen funktionieren und kein Scham- oder Selbstwertgefühl mehr zeigen um an Geld zu kommen. Man kann sich nun entscheiden. Möchte man in diese Welt eintauchen und sein soziales, rechtliches und politisches Wissen stärken oder nimmt man den Freiwilligendienst als pure Erfahrung und geht in eine ganz andere Richtung.

Mittlerweile wusste ich um die Wirkung der BM auf unsere Gäste. In der sozialen Arbeit muss man sich mit kleinen Schritten zufrieden geben. Man darf niemals davon ausgehen, jedem Junkie von seiner Sucht zu befreien oder jedem Menschen von der Straße zu helfen. Hilfe beginnt auch schon bei kleinen Dingen. Man sieht deutlich das Blitzen in den Augen der Gäste, wenn man von der Metzgerei einmal Bratwürstchen als Spende ausgeben kann. Man sieht die Freude bei einsamen Menschen ein Gespräch führen zu können. Man sieht, dass jedes kleine Engagement der Mitarbeiter gegenüber den Gästen, diese ein Stück glücklicher macht, und ein wenig Ballast von ihrer oftmals harten und traurigen Lebenswelt nimmt.

Diese Erfahrung wird mir niemand mehr nehmen und ist ausschlaggebend für meinen gewählten Berufsweg- ein duales Studium der Sozialen Arbeit.
10 von 10  für den Freiwilligendienst-  would do it again.

Nicola Krack berichtet von ihrem Freiwilligendienst im Jugendreferat Kassel

Mein Name ist Nicola Krack, ich bin 19 Jahre alt und mache mein Freiwilliges Soziales Jahr im
katholischen Jugendreferat in Kassel. Hier kümmere ich mich in einem Team, bestehend aus drei
Personen, um die Vernetzung der Jugendarbeit in und um Kassel.
Einen weiteren Bereich meines Freiwilligen sozialen Jahres stellen die fünf verschiedenen Seminare dar, die ich mit der „Seminargruppe 4“ über das Jahr besuche.
In unserem letzten Seminar hat mir der Tag zum Thema Selbstliebe besonders gut gefallen. Gestartet
haben wir an diesem Morgen mit einer Yogaeinheit als Morgenimpuls, die von einer Teilnehmerin
vorbereitet wurde. Des Weiteren haben wir an diesem Tag in Kleingruppen und Einzelarbeit einen
Blick auf unser Leben geworfen. Gegen Nachmittag haben wir einen „Schweigespaziergang“
gemacht, der auf Grund des schlechten Wetters nach innen verlegt werden musste. Bei dieser
Einheit konnten wir uns nach verschiedenen Gruppenkoordinationsspielen reflektieren.

Ein Highlight auf jedem Seminar ist auch immer wieder der „Bunte Abend“, dessen Vorbereitung in
den Händen der Teilnehmenden liegt. In diesem Seminar haben wir in Gruppen verschiedene
Minispiele gespielt, um so den Super-FSJler zu krönen.

Vor jedem Seminar haben wir ein Vortreffen, bei dem wir als Teilnehmende bestimmen dürfen,
welche Themen wir in dem jeweiligen Seminar behandeln möchten und mit welchen Methoden wir
diese umsetzten können. Mir gefällt besonders gut, dass wir uns so in die Planung der Seminare mit
einbringen können.

Auch die Mischung aus Inhalt und Spaß ist an den Seminaren immer ziemlich perfekt, was
letztendlich auch auf unsere drei Teamer zurückzuführen ist, die für uns Autoritätspersonen auf
Augenhöhe sind.

Für mich ist das Freiwillige soziale Jahr eine sehr wertvolle Zeit, da ich als Freiwillige geschätzt werde
und so die Möglichkeit habe, in das Berufsleben reinzuschnuppern. Außerdem fällt es mir innerhalb
dieser praktischen Arbeit viel leichter herauszufinden, was zu mir passt und was nicht, als dies in der
Schule der Fall war.

Mach ein FSJ haben sie gesagt – und sie hatten Recht!

Ich heiße Franziska, bin 19 Jahre alt und meine Einsatzstelle im Gertrudisheim in Marburg ist der Mutter-Kind-Bereich.

Ich habe mich für einen Freiwilligendienst entschieden, weil ich nach meinem Schulabschluss keinen festen Plan hatte, was genau ich nach der Schule machen möchte. Ich war mir schon immer sicher, dass ich etwas im sozial pädagogischen Bereich studieren möchte, allerdings habe ich mich direkt nach meinem Fachabitur noch nicht bereit dafür gefühlt. Daraufhin habe ich mich erkundigt, was es alles für Möglichkeiten gibt und habe mich letztendlich für einen Freiwilligendienst entschieden.

Auf meine Einsatzstelle bin ich durch eine Stellenanzeige im Internet gekommen, die ich sehr ansprechend fand, weil ich mit einem Mutter-Kind-Heim vorher noch keine Berührungspunkte hatte und ich mir die Arbeit dort sehr interessant vorgestellt habe.

Als ich zum Hospitieren da war habe ich einige Einblicke in die Arbeit dort bekommen, was mir sehr gefallen hat. Außerdem fand ich die Räumlichkeiten sehr schön und einladend. Für mich war es dann direkt klar, dass ich mich für die Einsatzstelle entscheide.

Ich bin in der hausinternen Kinderbetreuung eingesetzt, in der ich vormittags zusammen mit meiner Anleiterin Babys und Kleinkinder betreue. Zu meinen Aufgaben gehören das Wickeln und Füttern, die Kinder schlafen legen und ich spiele und beschäftige mich natürlich mit ihnen.

Nachmittags übernehme ich hauswirtschaftliche Aufgaben, sowie aufräumen, Müll rausbringen, desinfizieren usw. Regelmäßig gehe ich nachmittags einkaufen, alleine oder zusammen mit einer Mutter. Ab und zu gehe auch mit einer Mutter spazieren oder begleite sie bei anderen Erledigungen oder Aufgaben. Nach Absprache kann es auch vorkommen, dass ich nachmittags auf Kinder aufpasse. Am liebsten beschäftige ich mich mit den Babys, weil ich da immer super viel dazu lerne und mir das sehr viel Spaß macht.

Das Team ist super freundlich und hilfsbereit. Wenn Fragen aufkommen kann ich jeden ansprechen und mir wird immer Auskunft gegeben. Ich habe meine Aufgaben, die ich täglich erledige und darüber hinaus kann ich sehr selbstständig arbeiten. Dadurch, dass wir mittags zusammen essen, kommt ein sehr gemeinschaftliches Gefühl auf. Außerdem ist es sehr strukturiert und vieles wird genau geplant und besprochen, was ich als sehr hilfreich empfinde.

Durch den Freiwilligendienst bin ich sehr in den Arbeitsalltag reingekommen. Anfangs war es für mich etwas gewöhnungsbedürftig, die Umstellung von nur Schule und Lernen auf fünf Tage die Woche arbeiten, aber da habe ich mich schnell dran gewöhnt. Ich habe sehr viel über den Umgang und die Pflege mit Babys und Kleinkinder gelernt. Alle die sich dafür interessieren und denen das Spaß macht, kann ich die Einsatzstelle sehr weiter empfehlen.

Maximilian berichtet über seinen Freiwilligendienst in der Wohnungslosenhilfe Hanau

Mein Name ist Maximilian Schmitt ich bin 20 Jahre alt und mache aktuell einen Freiwilligendienst in der ökumenischen Wohnungslosenhilfe im Franziskus- Haus in Hanau. Das Franziskus- Haus ist eine integrierte Einrichtung der Wohnungslosenhilfe. Sie bietet über aufsuchende Arbeit, Tagesaufenthalt, Beratung bis hin zu stationärem und betreutem Wohnen, vielfältige Hilfen für wohnungslose Personen an.

Ich habe mich für den Freiwilligendienst entschieden, da ich mir nach dem Abitur noch nicht sicher war, was ich machen will und die Zeit nutzen wollte, um zu schauen, ob der soziale Bereich zu mir passt. Des Weiteren wollte ich mich sozial engagieren und die Zeit sinnvoll nutzen, indem ich Menschen helfe und der Gesellschaft etwas zurückgebe. Die Stellenausschreibung für die Ökonomische Wohnungslosenhilfe im Franziskus-Haus bei der Caritas in Hanau habe ich auf der Internetseite des Bundesministeriums gefunden. Mein Interesse war sofort geweckt, da ich mit dem Umgang von Wohnungslosen noch nicht viel Erfahrungen hatte und ich mir die Arbeit spannend vorstellte. Überzeugt hat mich vor allem, das sehr nette und professionelle Team, dass ich an meinen zwei Probetagen kennlernen durfte.

Mein Aufgabenbereich ist sehr vielseitig, ich trete bei meiner Arbeit in engen Kontakt zu den Klienten, übernehme Thekendienste, helfe in der Küche, übernehme administrative Aufgaben, gebe Kleiderspenden an Bedürftige aus, übernehme Fahr- und Versorgungsdienste fürs Haus oder die Klienten und beantworte die Fragen der Klienten. Zu meinen Lieblingsaufgaben gehört die Arbeit hinter der Theke, da ich hier im engen Kontakt mit den Klienten stehe und sich dabei fast immer ein nettes oder interessantes Gespräch entwickelt. Außerdem mag ich die Fahrten mit den Dienstfahrzeugen, wenn etwas besorgt werden muss. Spannend ist es auch, wenn Klienten zu bestimmten Terminen wie zum Gericht, Arzt etc. begleitet werden müssen.
Das Team im Franziskus-Haus ist sehr nett und herzlich und bietet den Klienten eine kompetente Anlaufstelle, die sie angemessen berät und unterstützt. Da alle Abteilungen so gut zusammenarbeiten, läuft die Arbeit auch sehr flüssig und organisiert. Hinzu kommt, dass ich viel Raum habe, mich einzubringen und zu entfalten. So ist es mir auch nicht schwergefallen, mich einzuleben.  Ich wurde super aufgenommen und bin ein festes Mitglied des Teams geworden.

Aus meiner Zeit im Freiwilligendienst nehme ich somit sehr viele Dinge mit. Zum einen wären das die netten Begegnungen und Gespräche, die ich mit den unterschiedlichsten Menschen hatte, sowie das Wertschätzen meiner Arbeit und die damit verbundene Dankbarkeit der Klienten. Zum anderen natürlich das tolle Team, zudem ich mich zählen darf. Anderseits konnte ich mich durch den Freiwilligendienst persönlich weiterentwickeln und habe dazu auch noch sehr viel für mein späteres Leben gelernt. Schlussendlich bin ich sogar zu dem Entschluss gekommen, im Anschluss an meinen Freiwilligendienst, Soziale Arbeit zu studieren, da mich der Soziale Bereich sehr reizt und ich Menschen in schwierigen Lebenssituationen gerne helfen möchte.

Ich würde jedem einen Freiwilligendienst empfehlen, da man einer sinnvollen Tätigkeit nachgeht, bei der man sich für die Gesellschaft engagiert und dabei sogar noch Menschen helfen kann. Zudem ist es eine große Bereicherung für die eigene Lebenserfahrung, durch die vielen Eindrücke, die man während der Zeit sammelt. Unter anderem sammelt man erste Arbeitserfahrungen, lernt verschiedene Arbeitsabläufe kennen und welche Aufgaben und Tätigkeiten zu einzelnen Berufen gehören. Der Freiwilligendienst richtet sich vor allem an Jugendliche, die nach der Schulzeit noch nicht genau wissen, was sie machen wollen und sich nach einer sinnvollen Auszeit sehnen, bei der man auch seinen Kontostand aufstocken kann.

Das Jahr ist auf keinen Fall eine Verschwendung, auch wenn man später nicht im sozialen Bereich arbeitet, weil man sehr viel Gutes tun und aus dem Jahr für sich mitnehmen kann!

 

Annika berichtet von ihrer Tätigkeit im pädagogischen Team der Freiwilligendienste

Obwohl mein eigener Freiwilligendienst nun schon fast 3 Jahre her ist, blicke ich immer wieder gerne auf diese Zeit zurück. Die Erinnerung zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht, denn ich hatte viele tolle Begegnungen, die ich nicht missen möchte.

Durch den Bundesfreiwilligendienst unter der Trägerschaft des BDKJ Fulda konnte ich großartige Erfahrungen sammeln, mich in meiner Persönlichkeit weiterentwickeln und tolle Menschen kennenlernen. Das Jahr hat mich darin bestärkt, meinen Interessen weiterhin zu folgen und Pädagogik und Psychologie zu studieren.

Vor allem die Bildungsseminare haben mir viel Freude bereitet: Diese waren die perfekte Ergänzung zu meiner Arbeit in der Einsatzstelle und boten jede Menge Abwechslung und Spaß. Die Vorfreude auf die Seminare und die anderen Freiwilligen war jedes Mal groß, die Zeit im Seminar verging dementsprechend wie im Flug.

Es war eine tolle, lehrreiche Zeit und ich empfehle es jeder und jedem einen Freiwilligendienst zu absolvieren. Ich möchte außerdem die klare Botschaft mitgeben: Es braucht kein Auslandsjahr nach dem Abi, um den eigenen Horizont zu erweitern. Das geht auch hier vor Ort. Denn die Erfahrungen und die Begegnungen, die man im Freiwilligendienst macht, bleiben ein Leben lang.

So auch in meinem Fall: Da ich in meiner Zeit als Freiwillige so viel Freude auf den Seminaren hatte, habe ich mich dazu entschlossen ein Teil des pädagogischen Teams vom BDKJ Fulda zu werden. Aufgrund meiner körperlichen Einschränkung habe ich mich zuerst nicht getraut mich zu bewerben, denn leider musste ich schon oft die Erfahrung machen, dass ich wegen meiner Einschränkung gerade für ehrenamtliche Tätigkeiten abgelehnt wurde. Oftmals wurden Bedenken geäußert, ob ich das denn überhaupt schaffen könne. Beim BDKJ Fulda habe ich nun die Möglichkeit zu zeigen, dass Ehrenamt und Einschränkung sehr wohl zusammenpassen- und das macht mich stolz. Ich möchte damit ein Vorbild für andere sein, denen es vielleicht ähnlich geht wie mir.  

Im Rahmen meiner Tätigkeit begleite ich zusammen mit zwei weiteren Teamenden und einer Referentin eine Seminargruppe und bereite für diese die einzelnen Seminare vor. Als Teamerin möchte ich dazu beitragen, dass die Freiwilligen solch eine schöne Seminarzeit erleben und sie genauso gerne darauf zurückblicken, wie ich es tue.

Für mich ist diese Tätigkeit sehr bereichernd, schließlich kann ich, gemeinsam mit meinen Teamkolleg*innen, eine bunt gemischte Gruppe voller Jugendlicher für ein Jahr begleiten und sehen wie jede*r Einzelne sich im Laufe der Zeit weiterentwickelt. Jede*r ist auf seine eigene Art besonders und bringt Abwechslung in die Gruppe und genau das macht die Arbeit so spannend. Es freut mich zu sehen, wie die Freiwilligen an ihren Erfahrungen wachsen und von ihren Begegnungen und Erlebnissen in ihrem Freiwilligendienst berichten.

Manchmal ist es zwar nicht so leicht, mein Studium und die Tätigkeit beim BDKJ Fulda miteinander zu vereinen. Das benötigt hier und da schon ein bisschen Organisation. Trotz allem möchte ich die Tätigkeit nicht missen, denn die Arbeit im Team und der Umgang mit den Jugendlichen machen sehr viel Spaß. Gerade weil das Studium teilweise sehr theorielastig ist, schätze ich es sehr, mich als Teamerin nebenbei bereits in die Praxis begeben zu können und die Theorie mit der Praxis zu verbinden. Das ist für mich die perfekte Vorbereitung auf die Zeit nach dem Studium.

Mein Team ist großartig, ich bin dankbar dafür, ein Teil dessen sein zu dürfen. Ich schätze den Umgang untereinander sehr und genieße die gemeinsame Zeit. Ich weiß, dass wir uns aufeinander verlassen können und füreinander da sind, wenn es mal drunter und drüber geht. Auch wenn es mal viel zu tun gibt, der Humor und der Spaß fehlen nie. Nicht nur durch den Freiwilligendienst, sondern auch durch die Arbeit im Team habe ich mich persönlich weiterentwickelt.

 

 

Martin Jacobi, Sam Hashemi und Nini Nguyen leisten

Freiwilligendienst im Hanauer Franziskus-Haus

Hanau. Dienst in der Tagesstätte, Unterstützung im Herbergsbetrieb oder Besorgungsfahrten: Die Aufgaben beim Freiwilligendienst im Franziskus-Haus sind vielfältig. Doch egal, welche Aufgabe gerade auf der Tagesordnung steht: Am Ende steht hier der Kontakt mit den Menschen von der Straße im Mittelpunkt. Die vielen persönlichen Begegnungen sorgen dabei dafür, dass man sich auch selbst verändert und entwickelt, wie Martin Jacobi, Sam Hashemi und Nini Nguyen berichten. Alle drei sind gerade als Freiwillige im „gelben Haus“ im Einsatz und geben einen kleinen Einblick in ihre Erfahrungen dort.

Mit geübten Griffen füllt Martin Jacobi die Kaffeetasse und reicht sie über die Theke der Tagesstätte. Über das Modell des „Engagierten Vorruhestandes“ für Beamte der ehemaligen Post und ihren Nachfolgeunternehmen leistet er seinen Bundesfreiwilligendienst im Franziskus-Haus. „Es ist noch einmal eine ganz neue Erfahrung“, findet er. Die ersten Monate seien dabei durchaus eine Umstellung gewesen, wie er verrät. Im vergangenen März hat er hier angefangen. Vorher war er als Ingenieur für Nachrichtentechnik im Projektmanagement bei der Telekom tätig. Termine, Budgets, feste Ziele: All das gebe es so im Franziskus-Haus nicht. „Hier geht es um die Menschen“, fasst er zusammen. Und diese kommen mit ganz unterschiedlichen Anliegen und Bedürfnissen in die Einrichtung der ökumenischen Wohnungslosenhilfe, wie auch seine beiden jungen Kolleginnen wissen. Die 21-jährige Sam Hashemi und die 19-jährige Nini Nguyen machen hier ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ). Ich habe mich noch nicht bereit gefühlt, direkt in eine Ausbildung zu gehen“, erklärt Hashemi. Durch die Corona-Pandemie habe sie sich zunehmend isoliert gefühlt. Mit dem FSJ möchte sie etwas für ihre soziale Entwicklung machen und Erfahrungen in der Arbeit mit Menschen in besonderen Lebensumständen sammeln. Ihr eigentlicher Berufswunsch sei Bestatterin. Auch für Nini Nguyen spielte die Pandemie eine Rolle bei der Entscheidung, ein FSJ zu machen: „Für mich war eigentlich schon klar, dass ich gerne Soziale Arbeit studieren möchte“, erzählt sie. „Aber ich hatte keine Lust, damit während Corona zu beginnen.“ Den ganzen Tag vorm PC sitzen und nur Online mit anderen in Kontakt kommen ist für sie kein reizvoller Ausblick. Sie möchte lieber direkt mit Menschen zu tun haben. Das ist bei ihrem FSJ im Franziskus-Haus auf alle Fälle gegeben. Gleichzeitig hat sie hierbei die Gelegenheit, schon einmal in ihr späteres potentielles Berufsfeld hinein zu schnuppern und erste Erfahrungen in diesem Bereich zu sammeln. So unterschiedlich die Beweggründe waren, die die drei zu ihrem Freiwilligendienst veranlasst haben: Die Erfahrung ist für alle eine Bereicherung, wie sie übereinstimmend berichten. Dabei fühlen sie sich auch im Team ausgesprochen gut aufgenommen: „Man ist hier wirklich auf Augenhöhe miteinander.“ Sie bekommen einen umfassenden Einblick in die verschiedenen Fachbereiche der ökumenischen Wohnungslosenhilfe und loben den offenen und respektvollen Umgang aller miteinander. „Hier fühlt man sich einfach wohl.“

Der Kontakt mit den Klient*innen der Einrichtung hat dabei ebenfalls etwas bei den dreien bewegt, wie Nguyen berichtet:  „Man hat oft ein bestimmtes Bild von Obdachlosen“, so die 19-Jährige. „Aber Obdachlosigkeit betrifft so viele verschiedene Menschen, die ganz unterschiedlichsten Sachen erlebt haben.“ Längst nicht jedem sieht man an, dass er auf der Straße lebt. Zu sehen, wie unterschiedlich Wohnungslosigkeit aussehen kann, und wie schnell dies manchmal gehen könne, habe ihren Blick verändert. Der Einblick in die persönlichen Lebenserfahrungen der Betroffenen hat auch bei Hashemi tiefen Eindruck hinterlassen. Wie viele der Klient*innen im Franziskus-Haus mit ihren Schicksalsschlägen umgehen, beeindruckt sie sehr. Für sie gerade Halbzeit im FSJ. Aber schon jetzt habe sich die Zeit für sie gelohnt. Warum genau, kann sie gar nichts so in Worte fassen: „Ich fühle aber, dass ich mich selbst durch die Zeit hier verändert und entwickelt habe.“ Eine Einschätzung, die auch ihr 56-jähriger Freiwilligendienst-Kollege Jacobi teilt: „Die Zeit hier verändert den Blick auf das eigene Leben. Man wird dankbar für das, was man hat.“ Er ist froh, dass es Einrichtungen wie das Franziskus-Haus gebe, in denen Menschen von der Straße einen sicheren Anlaufpunkt finden an dem sie zur Ruhe kommen können oder auch Hilfsangebote in Anspruch nehmen können. Eine Aufgabe, die ihm im Rahmen seines Freiwilligendienstes dabei besonders gefreut habe, sei der Transport von Möbeln gewesen: „Zu erleben, wenn jemand von der Straße über die Herberge und das Übergangswohnheim in eine eigene Wohnung zieht, ist einfach der schönste Moment.“ Zweimal durfte er das in seiner Zeit hier erleben.

Für ihn und Nguyen geht die Zeit im „gelben Haus“ langsam zu Ende. Nguyen denkt aber darüber nach, ihren Freiwilligendienst noch einmal zu verlängern. Grundsätzlich freut sich die Einrichtung aber immer über tatkräftige Unterstützung in Form von neuen Freiwilligendienstleistenden: „Wir haben zum ersten März und zum ersten April wieder freie Stellen“, fasst Einrichtungsleiter Rainer Broßmann zusammen. Über Bewerbungen freue man sich immer. Weitere Informationen hierzu gibt es im Internet unter www.franziskus-haus-hanau.de in der Rubrik „Über Uns“ unter dem Punkt „Freiwilligendienst“.