Neues wagen und über sich hinauswachsen

Liebe Leser:innen, liebe zukünftige Freiwillige,

einigen von euch stellt sich vermutlich aktuell die Frage: „Was mache ich nach dem Abschluss? Wie geht es für mich weiter?“. Auch ich kenne diese Situation und habe mir diese Fragen gestellt.

Mein Name ist Claudia Schulz, ich bin 20 Jahre alt und ich habe im vergangenen Jahr mein Abitur gemacht. Aufgrund von Corona stand für mich danach sofort fest: Ein Studium kommt, der aktuellen Situation geschuldet, noch nicht in Frage.

Daher entschied ich mich, einen Freiwilligendienst zu absolvieren, von welchem ich von Freunden und Bekannten nur positive Erfahrungen berichtet bekommen habe. Ich bewarb mich beim BDKJ Fulda und freute mich umso mehr, als mir meine Stelle angeboten wurde.

Ich selbst leiste meinen Dienst in der Kinder- und Jugendpsychatrie (KJP) im Herz Jesu Krankenhaus Fulda und bin mehr als zufrieden. Diese Stelle hat mir unheimlich weitergeholfen, da ich mir über meinen weiteren Werdegang klar werden konnte.

Mein Interesse an dem psychiatrischen Bereich besteht schon seit einigen Jahren. Allerdings kam es für mich nicht infrage, direkt ein Studium in diesem Bereich zu beginnen, ohne zu wissen, ob ich den Herausforderungen dort gewachsen bin.

Direkt vorab kann ich sagen, dass es kein einfacher Bereich ist. Man macht viele Erfahrungen, die einem selbst im Alltag nicht über den Weg laufen und wird mit Situationen konfrontiert, mit denen man erst umzugehen lernen muss. Daher war von Anfang an die Kommunikation mit den Kolleg:innen für mich sehr wichtig, um für mich herauszufinden, was ich kann und wo meine Grenzen sind.

In den vergangenen Monaten habe ich unheimlich viel über den psychiatrischen Bereich, über Menschen und auch über mich selbst lernen können. Zu Beginn war es schwer, Zugang zu den Kindern und Jugendlichen zu erhalten, doch je länger ich dort war, desto mehr begannen sie, mir zu vertrauen.

Auch ich wusste erst nach längerer Zeit mit einigen Situationen besser umzugehen, da es Zeit verlangte, das gesamte Konzept der KJP zu verinnerlichen und anzuwenden. Daher ist der direkte Kontakt zu den Patient:innen für mich das Wertvollste und ich bin dankbar für das dahinterstehende Team, welches mich wirklich toll aufgenommen hat, mich unterstützt und mir jeden Tag aufs Neue ermöglicht, das Gelernte anzuwenden.

Allerdings habe ich nicht nur Unterstützung im Team der KJP gefunden, sondern auch im Team des BDKJ. Im Freiwilligendienst gibt es, zusätzlich zur Arbeit in der Einsatzstelle, Seminare, die absolviert werden. Diese Seminare behandeln unterschiedliche Themen im Bereich Bildung, die wir Freiwilligen teilweise selbst wählen können.

Bei einem 12 monatigen Dienst absolviert man 5 Seminare. Pro Seminar verbringt man jeweils eine Woche mit dem pädagogischen Team und den anderen Freiwilligen- eine wirklich schöne Zeit. Leider hatten wir durch Corona nicht so viel Glück und mussten die Mehrheit der Seminare online abhalten, was ich sehr bedauere. Die Seminare sind immer mit viel Mühe gestaltet und man lernt auch dort viel über sich selbst und andere.

Zusätzlich kann ich sagen, dass die Seminarwochen immer eine schöne Abwechslung zum Arbeitsalltag sind, da man dort die Möglichkeit hat, sich mit anderen Themen zu beschäftigen, wie zum Beispiel mit dem Thema Zukunft.

Für mich stand leider direkt nach dem Abitur nicht konkret fest, welchen Studiengang ich einschlagen werde, da mir die Entscheidung in diesem wirklich vielfältigen Bereich nicht leicht gefallen ist. Mit Hilfe des Freiwilligendienstes und der Seminare, auf denen wir uns wirklich intensiv mit unserer Zukunft auseinandersetzen konnten, kam ich meiner Entscheidung immer näher. Für diejenigen unter euch, denen es ähnlich geht, kann ich ein FSJ nur empfehlen.

Ich bereue meine Entscheidung in keinem Fall und bin froh, dass ich diesen Weg eingeschlagen habe. Ich habe so viele neue, tolle Menschen kennengelernt und habe Erfahrungen gesammelt, die definitiv prägend für meine Zukunft sind. Außerdem bin ich sehr froh, dass ich im Großen und Ganzen viel persönlichen Kontakt zu den Menschen habe, mit denen ich zusammenarbeite, was durch Corona leider nicht immer vorausgesetzt ist.

Die Zeit meines Freiwilligendienstes neigt sich leider dem Ende zu und ich lasse sie mit einem weinenden und einem lachenden Auge hinter mir. Ich habe mich so schnell an den Arbeitsalltag und die Menschen gewöhnt, dass ich all das vermutlich sehr vermissen werde. Allerdings freue ich mich auf das, was jetzt danach auf mich zu kommt, da ich nicht mehr ungewiss über meine Zukunft bin.

Dank der tollen Teams (in der KJP und beim BDKJ), habe ich unheimlich viel Unterstützung und Zuspruch erhalten, was mich in meiner Person sehr gestärkt hat. Daher kann ich es jedem und jeder nur weiterempfehlen, ein FSJ zu absolvieren und die tollen Erfahrungen zu machen, die ich auch machen durfte!

Claudia Schulz